Besenderung von Mopsfledermäusen bringt überraschende Erkenntnisse
Ausgangspunkt der Untersuchung war ein bekanntes Winterquartier für Mopsfledermäuse in den Bunkeranlagen der ehemaligen Munitionsanstalt (Muna) Strelitz. Beim Sommertreffen der NABU Fledermaus-Fachgruppen Greifswald und Rostock in der Muna lautete die zentrale Frage: Woher stammen die Tiere, die hier überwintern? Um mehr über das Einzugsgebiet der Mopsfledermäuse zu erfahren, wurden an verschiedenen Standorten in Mecklenburg-Vorpommern Besenderungen durchgeführt – darunter auch im Serrahner Teil des Müritz-Nationalparks, der mit seinen vielfältigen Quartierstrukturen besonders interessant ist.
„Einerseits wollen wir klären, ob Tiere aus dem Serrahner Gebiet tatsächlich das Strelitzer Winterquartier nutzen“, erklärt Petzold. „Zum anderen interessierte uns, ob in Serrahn überhaupt Mopsfledermäuse vorkommen und wie groß ihre Bestände im Vergleich zu anderen Regionen sind.“ Von Interesse war für die Forschenden außerdem, welche Quartierstrukturen die Fledermäuse nutzen und ob sich diese von Strukturen außerhalb des Nationalparks unterscheiden.
Netzfänge und Telemetrie trotz widriger Bedingungen erfolgreich
Um diese Fragen zu beantworten, wurden an zwei Tagen Netzfänge im Nationalpark durchgeführt. Trotz regnerischen Wetters konnten drei Mopsfledermäuse gefangen, vermessen, gewogen und hinsichtlich Geschlecht und Alter bestimmt werden. Beim Netzfang werden bis zu acht Meter hohe Netze über den Weg gespannt, sodass eine Art Tunnel entsteht, den die Tiere durchfliegen. „Mopsfledermäuse sind relativ bequem und fliegen gerne auf den Wegen. Dadurch lassen sie sich vergleichsweise einfach fangen“, verrät Petzold.
Die Fledermäuse wurden außerdem mit Ringen und Peilsendern, sogenannten VHF-Sendern, ausgestattet. Bei einer späteren Kontrolle des Winterquartiers in der Muna lässt sich anhand des Rings ablesen, ob ein Tier aus dem Müritz-Nationalpark stammt.
Die rund 0,4 Gramm leichten VHF-Sender werden mit einem Spezialkleber im Rückenfell befestigt und fallen nach einiger Zeit von selbst wieder ab. „Das Besondere war, dass wir über einen Zeitraum von bis zu zehn Tagen Daten sammeln konnten – das ist für diese Technik recht lang“, so die Fledermausexpertin.
Bei derart kleinen Sendern ist kein automatisiertes Verfahren via GPS-Signalübertragung möglich, das Signal muss mit einer Antenne geortet werden. Diese aufwändige Arbeit wurde im Nationalpark von Rangern des Naturparks Feldberger Seenlandschaft übernommen sowie von Robert Munser, Student der Hochschule Neubrandenburg, der die Untersuchung im Rahmen seiner Bachelorarbeit begleitet.
Erste Ergebnisse und eine unerwartete Entdeckung
Die vollständige Auswertung der Untersuchung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch lassen sich bereits erste Erkenntnisse ableiten: So zeigte sich, dass die Wälder im Nationalpark ein geeignetes Habitat sowohl für die Mopsfledermaus als auch für das Große Mausohr darstellen. Außerdem konnten die Forschenden feststellen, dass die beobachteten Populationsgrößen mit rund 20 Tieren pro Vorkommen im durchschnittlichen Bereich liegen.
Für eine echte Überraschung sorgte jedoch die Wahl der Quartiere: „Trotz des vielfältigen Quartierangebots in Serrahn mit seinem alten Buchen- und Eichenbestand und viel Totholz bevorzugten die telemetrierten Mopsfledermäuse Quartiere hinter abstehenden Borkenschollen von Nadelhölzern. Das ist für diese Art zwar typisch, wir hatten jedoch erwartet, dass angesichts dieses vielfältigen Angebots auch andere Baumarten aufgesucht werden“, erläutert Petzold.
Folgerungen für den Waldumbau und die Schutzpraxis
Aus diesen Erkenntnissen lassen sich Empfehlungen für den naturnahen Waldumbau ableiten. So scheinen strukturreiche Laubmischwälder für die Mopsfledermaus günstiger zu sein als reine Laubwaldbestände, da Nadelholz-Rindentaschen eine wichtige Quartierfunktion erfüllen. „Im Nationalpark kann sich die Natur weitgehend ungestört entwickeln und die Tiere nutzen die Waldbestände entsprechend ihrer Bedürfnisse“, erklärt Petzold. „Aber in Wirtschaftswäldern – insbesondere in FFH-Gebieten – sollten Nadelholzbestände, die ein gewisses Alter erreicht haben und Rindentaschen bilden können, für die Fledermäuse unbedingt erhalten bleiben, da sie bevorzugt genutzt werden.“
Die Fledermausexpertin bedankt sich beim Team des Müritz-Nationalparks für die Unterstützung bei der Standortsuche sowie die Genehmigung und Begleitung der Untersuchung.