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KI im Einsatz: Monitoring und Schutzgebietsmanagement neu gedacht

Das Projekt „KI-Nationalpark“, gefördert vom Bundesumweltministerium, wurde im September im Müritz-Nationalpark gestartet. Über die Inhalte und Ziele des Projekts sprachen wir mit Sebastian Kinowski, Forstwissenschaftler im Nationalparkamt, der das Vorhaben für den Müritz-Nationalpark betreut.

Ausbringen der Wildtierkameras im Müritz-Nationalpark. Foto: Nicolas Kallenbach und Lane Haarstick.

Worum geht es in diesem Projekt?

Zunächst einmal muss betont werden, dass wir als Müritz-Nationalpark lediglich ein Teilgebiet des Projekts sind. Insgesamt sind 13 deutsche Nationalparks und das Wildnisgebiet Jüterbog-Lieberose beteiligt. Das Projekt wurde von den Nationalen Naturlandschaften initiiert und wird in Kooperation mit der Universität Freiburg und der biometrio.earth GmbH durchgeführt. Ziel ist die Entwicklung eines KI-gestützten Monitoringsystems, das Biodiversität, Klimaeinflüsse und menschliche Nutzung sichtbar macht. 

Wie kann man sich dieses „KI-Monitoring“ vorstellen? Welche Daten werden erhoben und in welcher Form geschieht das?

Im Rahmen des Projekts werden mithilfe von Kamerafallen, Audiorecordern und Klimaloggern umfassende und standardisierte Daten zu Biodiversität, Umweltbedingungen und menschlicher Nutzung gesammelt. Im Müritz-Nationalpark liegt der Fokus auf der Erfassung von Huftieren wie Rot-, Dam-, Reh- und Schwarzwild durch ein standardisiertes Fotofallenmonitoring. Das Aufzeichnen von Fotos durch zufällig im Abstand von ca. einem Kilometer verteilten Wildtierkameras ermöglicht Rückschlüsse auf die Populationsdichte, die räumliche Verteilung, das Geschlechterverhältnis und die Altersstruktur der Huftierarten. Diese Daten liefern also Parameter, die uns bei relevanten Entscheidungen im Wildtiermanagement unterstützen. 

Warum wird das Projekt vor allem in Nationalparks durchgeführt? 

In Nationalparks gilt das Gebot der Wildnisentwicklung – kurz gesagt „Natur Natur sein lassen“. Natur soll sich hier nach ihren eigenen Gesetzen entwickeln können, so dass in Nationalparks weitgehend ungestörte Naturprozesse möglich sind. Gleichzeitig erfüllen Nationalparks wichtige Funktionen für den Naturhaushalt, etwa als CO₂-Senken und sind Hotspots der Biodiversität. Dennoch sind auch diese Gebiete vom Klimawandel und den Auswirkungen menschlicher Nutzung betroffen. Wir gehen also davon aus, dass wir Veränderungen und Beeinträchtigungen in solchen Gebieten besonders gut und ohne allzu große Interferenzen untersuchen können.

Mithilfe von KI können große Datenmengen künftig effizienter ausgewertet werden. Foto: Nicolas Kallenbach und Lane Haarstick

Was erhofft man sich durch den Einsatz von KI im Monitoring?

Zum einen hoffen wir natürlich, dass durch die automatisierte Erfassung und Bestimmung zeitliche Ressourcen bei unseren Mitarbeitenden freigesetzt werden. Diese können sie dann für andere Tätigkeiten nutzen. Mithilfe von KI können große Datenmengen effizient ausgewertet werden – etwa indem Fotos automatisch nach Tierarten klassifiziert und sortiert werden. 

Darüber hinaus soll die KI dabei helfen, Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Artenvielfalt und menschlicher Aktivität darzustellen. Diese Erkenntnisse können uns dabei helfen, das Schutzgebietsmanagement weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dafür wäre die gezielte Lenkung von Besucherströmen während der Brutzeit seltener Vogelarten. Allgemein gesprochen geht es darum, naturschutzfachliche Erkenntnisse zu gewinnen, die uns helfen, die wichtigen Funktionen der Großschutzgebiete für die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und der Biodiversität langfristig zu erhalten. 

Wann sind valide Ergebnisse aus dem Projekt zu erwarten?

Das Projekt endet im Dezember 2027. Bis dahin laufen die Datensammlungen im Müritz-Nationalpark, die dann mittels KI ausgewertet und für diverse Fragestellungen analysiert werden. Die Ergebnisse werden sowohl spezifisch für den Müritz-Nationalpark, als auch im Vergleich der Nationalparke untereinander veröffentlicht.