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Wasser im Fokus

Wissenschaftliches Kolloquium des Müritz-Nationalparks im Müritzeum

© NPA Müritz
Friedericke Möbius berichtete zusammen mit Dr. Martin Krappe von ihrer Forschung zum ursprünglichen Zustand der Seen im Nationalpark

Am 18. November 2024 fand im Müritzeum in Waren das jährlich ausgerichtete wissenschaftliche Kolloquium des Müritz-Nationalparks statt. In diesem Jahr wurde das Thema „Wasser“ intensiv beleuchtet. Denn Wasser – so hieß es schon in der Einladung - ist Leben und der Wasserhaushalt Schlüssel für die nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Fachleute und Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen kamen zusammen, um Veränderungen der Gewässerlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern zu diskutieren und die Bedeutung des Wasserhaushalts für die Region zu unterstreichen.

Der Müritz-Nationalpark umfasst mit rund 4.100 Hektar Gewässerfläche einen zentralen Teil des Wasserhaushalts in der Region. In Anbetracht der Herausforderungen durch den Klimawandel und die immer wieder gegebene Nutzungskonkurrenz ist der nachhaltige Umgang und der Schutz dieser Gewässer von herausragender Bedeutung. Das Kolloquium verdeutlichte, dass Wasser weit mehr ist als ein Lebensraum für Flora und Fauna – es spielt auch eine entscheidende Rolle im Rahmen von Klimaschutzmaßnahmen, für die Erholung der Bevölkerung und die Lebensqualität der mecklenburgischen Seenlandschaft.

„Die Dynamik des Wasserhaushalts in unseren Gewässerlandschaften ist ein komplexes und nach wie vor oft unterschätztes Thema. Der Nationalpark ist in dieser Frage eine Referenzfläche, die Wege zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gewässer aufzeigt“, sagte dazu Ulf Zimmermann, Amtsleiter des Müritz-Nationalparks.

Den Auftakt des Kolloquiums machte der Vortrag von Dr. Rüdiger Mauersberger vom Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V., der die „Einflussnahme auf Fischbestände zugunsten der Wuchsbedingungen für Unterwasserpflanzen in Klarwasserseen“ thematisierte. Im Rahmen des Projekts „Chara-Seen“ wurden Erfahrungen und Methoden zur Förderung der Unterwasserflora und zur Verbesserung der Wasserqualität präsentiert.

Im Anschluss beleuchteten Friederike Möbius und Dr. Martin Krappe von der Gewässerbiologischen Station Kratzeburg die Frage: „Fisch- und Wasserpflanzengemeinschaften in Seen des Müritz-Nationalparks – Kennen wir ihren ursprünglichen Zustand?“ Die Referenten gaben interessante Einblicke und konnten schlüssig darstellen, wie ein Referenzgewässer für den Naturschutz in der Region aussehen könnte.

Ein zentrales Thema war der Vortrag von Christoph Linke, Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte, zu den politischen Zielen für den Wasserhaushalt in Zeiten des Klimawandels. „Von Entwässerung zu Wasserrückhaltung“ lautete der Titel seines Vortrags, in dem er die aktuellen Herausforderungen und politischen Maßnahmen zur Stabilisierung des Wasserhaushalts in der Region präsentierte und eindrucksvoll darstellte, dass vor allem die Drainierung der Landschaft im gesamten Bundesland den bei Zunahme von Trockenperioden erforderlichen Wasserrückhalt nach wie vor kaum zulässt.

Der Nachmittag des Kolloquiums widmete sich unter anderem der „Mehrjährigen Dynamik der Wasserspeicherung an einem Waldstandort im Teilgebiet Serrahn“, einem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Güntner vom GeoForschungsZentrum Potsdam. In seiner Präsentation wurde eine neue Methode und die Erkenntnisse zur Bodenwasserspeicherung vorgestellt. Die Bedeutung dieser Arbeit unterstrich auch Dr. Olaf Hellmuth vom Leibniz Institut für Troposphärenforschung, der die klimatische Wasserbilanz in MV thematisierte. Er stellte dar, wie sich Klimaveränderungen auf die Wasserverfügbarkeit in Flachwasserseen, Niedermooren und Waldstandorten auswirken.

Dr. Sven Rannow, Dezernent im Nationalparkamt Müritz, gab einen Überblick über die Nutzungen an, auf und in den Gewässern des Nationalparks. Er zeigte, wie in den letzten 30 Jahren viele problematische Nutzungen stillgelegt wurden und heute mehr als die Hälfte der Gewässerfläche sich ungestört von menschlichen Einflüssen entwickeln kann. 

Matthias Schwabe, Forschungsleiter des Müritz-Nationalparks, betonte die Relevanz der interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Untersuchung des Wasserhaushalts: „Die vielfältigen Ansätze, die heute präsentiert wurden, zeigen, wie wichtig es ist, das komplexe Zusammenspiel zwischen Wasser, Klima, Flora und Fauna zu verstehen. Nur so können wir langfristig die Stabilität und Vielfalt unserer Gewässerlandschaften sichern.“

Der Austausch zwischen Wissenschaftlern, Naturschützern und politischen Akteuren im Rahmen des Kolloquiums verdeutlichte die Dringlichkeit eines nachhaltigen Umgangs mit Gewässern und die Notwendigkeit, die ökologischen Funktionen des Wasserhaushalts zu verstehen. So resümierte auch Nationalparkleiter Ulf Zimmermann: „Die gewonnenen Erkenntnisse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen aus der Forschung im Nationalpark werden uns helfen, den Wasserhaushalt in unserer Region auch in Zukunft zu sichern und gleichzeitig den Naturraum als Lebensraum und Erholungsgebiet zu erhalten.“