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Referenzgebiet für die natürliche Entwicklung von Seen

Wasserschlauch unter dem Mikroskop © H. Zell – wikimedia

Im Müritz-Nationalpark gibt es etwa 115 Seen größer und um die 100 Gewässer kleiner einem Hektar. Sie bedecken ca. 13% der Nationalparkfläche. Damit gehören Standgewässer neben den Wäldern und Mooren zu den Hauptökosystemen des Schutzgebietes. Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil ihres Gebietes den möglichst ungestörten, d.h. vom Menschen unbeeinflussten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Ökosysteme sollen ihre Selbstregulation übernehmen, eine stoffliche Nutzung natürlicher Ressourcen durch den Menschen muss unterbleiben. Grundsätzliches Ziel ist es deshalb, den Anteil der fischereilich genutzten Gewässer unter Berücksichtigung sozioökonomischer Belange und der Freizeitinteressen der Angler zu reduzieren. Im Ergebnis dieser Bemühungen werden aktuell 89 Seen bzw. 45% der Gewässerfläche fischereilich nicht bzw. nicht mehr genutzt. Hinzu kommt die weitgehende Nutzungsfreiheit im Umfeld der Gewässer sowie deren Abgeschiedenheit, so dass andere äußere Einflüsse zumeist nur gering sind.
 

Der Nationalpark bietet deshalb hervorragende Voraussetzungen für die Erforschung und langfristige Dauerbeobachtung von natürlichen Entwicklungsprozessen in Gewässerökosystemen. So kann in den nutzungsfreien Gewässern z.B. die nicht durch fischereiliche Nutzung beeinflusste Fischfauna beobachtet werden. Zusammen mit ihrer unterschiedlichen morphologischen, hydrologischen und trophischen Ausprägung sind die Gewässer im Müritz-NLP somit einmalige Referenzobjekte für Aussagen zur natürlichen Struktur und Entwicklung von Fischbeständen. Die Ergebnisse können über die Nationalparkgrenzen hinaus für die Fortentwicklung eines schonenden und nachhaltigen Umgangs mit der Natur herangezogen werden. Das Gewässer-Monitoring soll aber auch weitere Fragestellungen beantworten. Z.B., wie verändern sich langfristig die abiotischen Umweltfaktoren und wie wirken sich diese auf Ökosysteme und Artvorkommen aus? Oder, wie entwickeln sich die Hauptökosysteme und wie effizient ist das Nationalpark-Management?
 

Das Monitoring beruht auf einem speziellen Gewässermonitoringkonzept. Es wurde 2011 erstellt und 2019 fortgeschrieben. Danach sind aktuell 35 Gewässer für eine langfristige Beobachtung vorgesehen. Untersucht werden z.B. die Gewässergüte, der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen, der Bestand an Makrophyten, die Fischgemeinschaften sowie weitere Artvorkommen (u.a. Libellen, Amphibien). Daneben werden eine Reihe weiterer Gewässer im Rahmen von landesweiten Monitoringprogrammen (FFH- und WRRL-Monitoring) langfristig beobachtet.