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Wetter & Klima

Dr. Stüve an der Wetterstation Willert © NPA Müritz

Phänologisches Monitoring

Der Müritz-Nationalpark gehört zum zentralen Verbreitungsgebiet der Buchenwälder des nordostdeutschen Tieflandes. Angesichts der aktuellen Klimaänderungen stellt sich die Frage nach Reaktionsmustern der einheimischen Baumarten auf diese veränderten Umweltbedingungen. Der unbeeinflusste Wald im Müritz-Nationalpark ist für deren Beobachtungen bestens geeignet. Seit 2007 werden daher Phänologische Untersuchungen im Müritz-Nationalpark durchgeführt.

Beobachtet wird der Blattaustrieb an insgesamt 153 Rotbuchen im Alter von gut 200 Jahren. Im zweitägigen Rhythmus wird der Zustand des Laubaustriebes für alle Bäume in sechs Austriebstufen vom Winterzustand bis zum vollständig entfalteten Blatt notiert. Ein unverzichtbares Hilfsmittel ist dabei ein gutes Fernglas. Die dokumentierte Knospenentwicklung wird der Lufttemperatur und abgeleiteten Größen wie der physiologischen Wärmesumme gegenübergestellt. Dazu werden Daten der direkt benachbarten Wetterstation Serrahn herangezogen. In der jährlichen Gegenüberstellung mit den lokalen Wetterdaten werden die zeitlichen Verschiebungen in der Frühjahrsentwicklung der Bäume deutlich erkennbar.

Forschungsergebnisse zeigen auch, dass der Zeitpunkt des Blattaustriebs bei einzelnen Bäumen um mehrere Tage bis Wochen auseinanderliegen kann. Dieser Unterschied ist unabhängig vom jährlich variablen Witterungsverlauf oder von der Höhe, Vitalität und Stellung der Bäume. Es ist davon auszugehen, das zusätzlich zu Temperatur und Photoperiode genetische Unterschiede zwischen den Rotbuchen die Knospenentwicklung im Frühjahr maßgeblich bestimmen. Diese Unterschiede können eine wichtige Rolle bei der Waldentwicklung in Zeiten des Klimawandels spielen.

© R. Weber
9.4.2020
9.4.2020
© R. Weber
15.4.2020
15.4.2020
© R. Weber
21.4.2020
21.4.2020
© R. Weber
24.4.2020
24.4.2020
© R. Weber
30.4.2020
30.4.2020
© R. Weber
4.5.2020
4.5.2020
© NPA Müritz
die verschiedenen Stadien des Blattaustriebs
die verschiedenen Stadien des Blattaustriebs

Wetteraufzeichnung im Müritz-Nationalpark

Wetterstation Serrahn © H. Weber
Wetteraufzeichnungen haben in Serrahn eine lange Tradition. Hier ist Hubert Weber bei der Datenaufnahme an der Biologischen Station Serrahn zu sehen.

Die Beschreibung des Wetters als wesentlicher Einflussgröße der natürlichen Entwicklung ist im Müritz-Nationalpark von besonderer Bedeutung. Die Müritz und die zahlreichen Seen der Region beeinflussen Wetter und Klima im nordostdeutschen Tiefland. Für die Erfassung wesentlicher Parameter wurden 1997 zwei Wetterstationen in beiden Teilgebieten des Nationalparks errichtet. Im Bereich des UNESCO-Welterbegebietes schließt die Erfassung von Wetterdaten an eine bereits langjährige Tradition an. Mit den modernen Stationen werden Daten zu wesentlichen klimatischen Größen wie Lufttemperatur, Niederschlag, Globalstrahlung, Windrichtung und Windgeschwindigkeit sowie Sonnenscheindauer erfasst. Eine der Stationen liefert täglich Informationen zur Waldbrandvorsorge in der Region.

Dr. Stüve an der Wetterstation Willert © NPA Müritz
Dr. Stüve betreut die ergänzenden Klimamessungen im Wald.

Neben den regionalgeographischen Besonderheiten im Wettergeschehen bilden die bisher vorliegenden Messdaten für den Zeitraum ab 1997 eine gestiegene Jahresmitteltemperatur, häufig milde kurze Winter und mit einer ausgeprägten Frühjahrstrockenheit eine offenbar zunehmende Kontinentalität des Klimas in der Nationalparkregion ab. Im Rahmen des Helmholtz-Forschungsprojektes TERENO werden seit 2013 an vier zusätzlichen Stationen Wetterdaten inmitten der Wälder gewonnen. Mit den erfassten Daten geben alle Wetterstationen jeweils geeignete Hinweise auf Naturereignisse, die für die Nationalparkentwicklung von Bedeutung sind. So lassen sich lokal gemessene Windspitzen mit in den Wäldern aufgetretenen Strukturänderungen (z.B. durch Windwürfe) in Verbindung bringen, die zum natürlichen Störungsregime gehören. Eine enge Beziehung besteht weiterhin zwischen dem Witterungsverlauf und dem jährlich beobachteten Besuchergeschehen.