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Lebensräume

Schweingartensee mit Totholzstamm im Vordergrund © W. Döbbert

Im Müritz-Nationalpark treffen wir auf ein buntes Mosaik an Lebensräumen. Wasser und Land sind eng miteinander verbunden.

Wälder (70%)

nebliger Wald im Gegenlicht bei Sonnenaufgang © N. Künkler
Sonnenaufgang im Buchenwald

Hätte der Mensch die Wälder nicht gerodet und zu Äckern oder Wiesen umgewandelt, wäre heute dieses Land mit Buchenwald bewachsen. Nur an sehr nassen Orten würden Erlen und Eschen Sumpfwälder bilden. An dauerhaft nassen Plätzen wächst kein Wald.

Lässt man der Natur den ihr gegebenen Lauf, entstehen wieder Wälder, die sich über die Zeit mehrfach verändern, um schließlich zu Buchenwäldern zu werden. Wo Wald durch Rodung, Feuer, Übernutzung oder Militär zerstört wurde, keimen eingeflogene Baumsamen, die mit den rauhen Bedingungen zwischen heiß und kalt, nass und trocken zurechtkommen. Kiefer und Birke nehmen solche Flächen als erste in Besitz. Auch die Forstleute pflanzten Kiefern auf den sandigen Böden, die Jahrhunderte lang durch Übernutzung kaum noch Humus enthielten.
 

Die Natur drängt aber weiter. Der Eichelhäher verleiht den Eicheln Flügel. Mit den Eichen wird aus dem Nadelwald ein Laubwald und schließlich ist der Boden für Buchen bereitet.
 

Der Müritz-Nationalpark ist ein ausgesprochener Waldnationalpark. Auf allen Wanderrouten sind Wälder in ihrer Vielfalt präsent.

Seen (14%)

Mühlensee bei Speck mit abgestorbenen Bäumen © B. Lüthi Herrmann
Mühlensee bei Speck

Die Seen sind das Besondere im Müritz-Nationalpark! Das glitzernde Spiel der Wellen und die stimmungsvolle Ruhe am Wasser üben eine unvergleichliche Anziehung auf uns aus.

Jeder See hat seinen eigenen Charakter. Sie unterscheiden sich durch Größe, Form und Lage, aber ebenso durch ihre Wasserversorgung und den Nährstoffgehalt. Quellseen sind oft nährstoffarm und kalkreich - das Wasser ist dann besonders klar. Von Grundwasser oder sogar durch Flüsse durchströmte Seen können wesentlich nährstoffreicher sein. Viele Nährstoffe bedeuten gutes Algenwachstum - das Wasser ist dann trüb. Das Wasser von Moorseen und kleinen Waldseen ist oft braun gefärbt durch den hohen Gehalt von Huminstoffen. Auf diese verschiedenen Situationen sind jeweils andere Pflanzen und Tiere eingestellt.
 

Insgesamt finden wir hier eine erstaunliche Artenvielfalt: Süßwasser bedeckt in Mitteleuropa nur 2% der Fläche, aber 25% aller mitteleuropäischen Tierarten leben darin! Die Ufer sind sowohl unter als auch über Wasser die artenreichsten natürlichen Lebensräume unserer Landschaft. Sie bedürfen deshalb besonderen Schutzes!


Tipp:

Es gibt mehrere Wanderrouten rund um Seen, z. B. um die Feisneck (Ausgangspunkt Waren), um den Granziner und Käbelicksee (von Kratzeburg oder Granzin) oder um die Havel-Quellseen Mühlensee und Bornsee (Ausgangspunkt Ankershagen).

Moore (8%)

kleines Moor im Wald mit Moorpflanzen im Vordergrund und abgestorbenen Bäumen © naturfotografie-roman-vitt.de
Moor

In Mooren sind die Stoffkreisläufe außer Kraft: Hier werden Kohlenstoff und Nährstoffe gespeichert, für Jahrhunderte, Jahrtausende und Jahrmillionen. Das Konservierungsmittel ist Wasser.

Jedes Jahr wachsen Pflanzen und nehmen dazu Kohlendioxid aus der Luft und Nährstoffe aus der Umgebung auf. Geraten sie an ihrem Lebensende unter Wasser, werden sie oft unvollständig zersetzt. Diese Reste sammeln sich und bilden letztlich Torf. Über Jahrhunderte verlanden auf diese Weise Seen und es entstehen mächtige Torflager. Auch Braun- und Steinkohle sind ehemalige Moore!
 

Beim Verbrennen von Kohle oder beim Entwässern der Moore wird diese Konservierung wieder rückgängig gemacht: Kohlenstoff wird verbrannt und Kohlendioxid geht in die Atmosphäre. Deshalb ist Moorschutz gleichzeitig Klimaschutz.
 

Moore sind sehr spezielle Lebensräume für selten gewordene Pflanzen und Tiere. Meist sind dies Überlebenskünstler in dauerhaft nasser Umgebung und mit sehr wenigen Nährstoffen. Solche Spezialisten sind z. B. die Erle, die sich in Lebensgemeinschaft mit Bakterien ihren Stickstoffbedarf aus der Luft decken lässt oder der Insekten fressende Sonnentau.

Tipp:

Die größten zusammenhängenden Moore lassen sich mit dem Fahrrad am Ostufer der Müritz zwischen Schwarzenhof und Boek erfahren. Viele kleine verwunschene Moore sind im Serrahner Teil zu erwandern, bei Serrahn auf einem Steg über ein Moor.

Grünland und Acker (7%)

ein Kuh steht in einer Kuhherde und schaut den Bildbetrachter neugierig an © U. Meßner
Kühe bei Schwastorf

Flächen, auf denen Landwirtschaft betrieben wird, sind im Nationalpark wenig vertreten. Moderne Landwirtschaft ist dann in der Regel ökologisch orientiert.
 

Für die Artenvielfalt und Kulturgeschichte unserer Landschaft sind aber die Offenländer besonders wertvoll, auf denen noch bäuerliche Kulturlandschaften erhalten sind. Berühmt ist das Weideland am Müritzhof, das vom Lebenshilfswerk Waren gepflegt wird. Ursprünglich wurde der Müritzhof als Ziegelei angelegt. Die Tonvorkommen reichten aber nicht lange, und die Ziegelei wurde zum Bauernhof. Das Vorland der Müritz, das durch die Seespiegelabsenkung um 1800 entstanden war, wurde mit den Haustieren der Warener Bürger beweidet. So entstand eine überaus artenreiche Hutungslandschaft, die als historische Kulturlandschaft wie ein Landschaftsmuseum bis heute erhalten werden konnte. Seit 1969 werden im Vorland des Müritzhofes Fjällrinder für diese Beweidung gehalten. Diese Rinderrasse kommt aus dem Ostseeraum und Skandinavien. Sie ist besonders robust, allerdings weltweit vom Aussterben bedroht.

Tipp:

Ein Mal in der Woche wird eine Führung über die Müritzhof-Weiden angeboten. Eine ebenso artenreiche Weidelandschaft ist am Ostufer der Feisneck (Ausgangspunkt Waren) zu erwandern. Landschaftlich besonders abwechslungsreich ist auch das Hügelland im Quellgebiet der Peene zwischen Kargow, Schwastorf und Groß Dratow.